Turnier in Bernau 2015

Zoés Wettkampftagebuch

10.04.2015

Bernau_2015-35-von-49.jpgMein letzter eigentlicher Ferientag, denn es ist Freitag und dann kommt nur noch das Wochenende, bis ich nach 2 schönen Ferienwochen wieder in die Schule „darf“. Die Sonne scheint, das Wetter lädt zum Spielen draußen ein und womit beschäftige ich mich? Ich haste aufgeregt durchs Haus und suche meine Sachen, da bei mir mal wieder Tasche packen für den Wettkampf in Bernau angesagt ist. Diesmal müssen wir schon am Freitag los und übernachten in Bernau, um pünktlich zum Wiegen da zu sein. Dann geht wie immer alles ganz schnell, ich steige bei Uschi ins Auto ein, natürlich fahren Elli und Sophie auch mit. Irgendwie komisch, dass wir diesmal nur zu dritt sind, aber die anderen Kämpfer genießen ihre Ferien, müssen für ihre Prüfungen in der Schule lernen (bis dahin habe ich ja glücklicherweise noch eine Menge Zeit) oder sie kurieren ihre Verletzungen vom letzten Wettkampf aus (gute Besserung). In Bernau angekommen geht es gleich zum Wiegen und einem umfangreichen Abendessen gemeinsam mit Christian und seiner Familie, die uns nun auch gefunden hatten, steht nichts im Wege. Wir drei haben „genug Platz nach oben“!

11.04.2015

Bernau_2015-3-von-49.jpgZum Frühstück stelle nicht nur ich fest, dass ich kaum schlafen konnte, auch Elli und Sophie erging es, im Gegensatz zu den anderen, genauso. Elli sehe ich es sogar gleich an, als sie, wie fast immer, zu spät und dazu nur in Strümpfen zum Essen erscheint. Trotzdem freuen wir drei uns auf das heutige Turnier und fiebern dem Kampf entgegen. Und schon befinden wir uns in der „Arena der Kämpfer“ und das inzwischen bekannte Prozedere der Eröffnung beginnt. Als Kleinste stehe ich vorne und muss unser Vereinsschild hoch halten. Etwas mehr Muskeltraining dürfte mir nicht schaden. Nebenbei bekomme ich mit, dass 21 Vereine aus 9 Bundesländern und sogar Sportler aus Dänemark antreten. Ein wenig allein gelassen fühlen wir drei uns da doch. Zum Nachdenken bleibt mir diesmal wenig Zeit. Alles ist super vorbereitet, überall liegen die Listen für uns Kämpfer bereit und auch die Ansagen, wer wo kämpft oder in Vorbereitung ist, kommen laut und verständlich bei mir an. Solche durchorganisierten Abläufe helfen mir ungemein. Es ist so nervend, wenn man nur Wortbrocken versteht und Panikattacken schiebt, weil man Angst hat, seinen Kampf zu verpassen. Diesmal verpasse ich nichts, stehe vorbereitet an der Matte und höre meine innere Stimme. „Zoé bleib ganz ruhig, du startest mit 11 Jahren in der U15, es ist dein erstes Jahr in dieser Klasse, da sind viele älter als du, die besitzen mehr Erfahrung, du bist nur hier, um diese erst mal zu sammeln!“ Der Kampf beginnt, alles läuft super. Für einen Mawashi-geri zum Kopf erhalte ich einen Chui, aber an der Anzeige sehe ich, dass ich vorne liege. Haha, von wegen Erfahrungen sammeln, ich gewinne 18:10. Mein erster Sieg in der U15, jetzt kann mich nichts mehr aufhalten, ich bin die Größte!………Hochmut kommt vor dem Fall, ist auch eine Einsicht, die man lernen muss. Völlig leichtfertig gehe ich in die nächsten Kämpfe und verliere sie alle gnadenlos mit 14:0. Christian und die anderen stehen mir bei, erklären mir, dass meine Gegnerinnen das letzte Jahr in der U 15 starten, doch das interessiert mich nicht. Bernau_2015-46-von-49.jpgAus Wut über meine Leichtfertigkeit möchte ich heulen, aber dann höre ich die Stimme meiner Mutter: Kämpferinnen weinen nicht und verflucht noch mal, ich bin eine Kämpferin, denn jetzt starten Sophie und Elli, wenn ich auch versagt habe, so werde ich nun für die beiden da sein und sie unterstützen. Sophie zeigt eine starke Fausttechnik, ihr Gyaku-Tzuki sieht echt gut aus. Aber irgendwie wirkt sie blockiert, sie kämpft nicht mit so viel Leichtigkeit und Abwechslungsreichtum wie sonst. Elli dagegen fliegt anfänglich über die Matte, mühelos präsentiert sie ihre Fußtechniken vorwärts wie rückwärts. Mawashi-geri und ura-mawashi-geri wie aus dem Bilderbuch. Doch ihre Kondition lässt immer mehr nach, so dass für jeden von uns am Ende nur der undankbare 4. Platz bleibt. Was fällt uns im Nachhinein dazu ein? Unsere Stärken liegen auf alle Fälle im Part 1, da brauchen wir uns vor den anderen nicht verstecken, aber im Part 2 habe wohl vor allem ich einen riesigen Nachholbedarf. Via FB „droht“ Christian ja schon mit neuen Schwerpunkten im Training, also lassen wir uns überraschen. Bis zu der LEM in einer Woche in Naumburg nützt mir das bestimmt noch nichts, aber an meiner Einstellung, konsequent jeden Kampf bis zum Schluss ernst zu nehmen und konzentriert bis zur letzten Sekunde zu fighten, werde ich bis dahin gearbeitet haben.

 

Eure Zoè